Dünnringlager – In Drehtischen sind Wälzlager vergleichsweise simple Bauteile, aber maß-geblich für die Leistungsfähigkeit des Gesamtsystems.
Gemäß der Redewendung „Wie man sich bettet, so schläft man“ gilt für Drehtische: wie gela-gert, so positioniert. Und diesbezüglich werden in unzähligen Anwendungen keine Kompro-misse gemacht. Bei höchsten Ansprüchen an Präzision und kompakte Bauformen haben sich Dünnringlager bewährt. Sie überzeugen aufgrund ihrer Konstruktionsweise und der hohen Leistungsfähigkeit in vielen weiteren Anwendungsbereichen.
Dünn ist Trend
Von vergleichsweise filigranen Applikationen in der Medizintechnik oder Feinmechanik bis hin zu den etwas „schwerwiegenderen“ Einsatzgebieten – der Eschweiler Antriebsspezialist Ro-driguez liefert die schlanke Lagertechnik mit Bohrungsdurchmessern und Leistungsmerkma-len für jeden Bedarf. Deren Ursprung liegt in einer Spezialentwicklung für die Halterung von Marinegeschützen der US Navy vor gut 60 Jahren. Daraus ist ein differenziertes Pro-duktspektrum mit aktuell über 250 Kaydon-Dünnringlagertypen entstanden. Sie zeichnen sich im Vergleich zu ähnlichen Produkten aus diesem Lagersegment durch einen besonders klei-nen, für alle Baugrößen einer Serie gleichbleibenden Querschnitt bei großem Bohrungs-durchmesser aus. Dies ist das Ergebnis der Konstruktionsweise, deren Funktionalität der Hersteller Kaydon dank jahrzehntelanger Erfahrung auch für größer dimensionierte Baureihen gewährleisten kann. Hier bedarf es besonderen Know-hows, denn die Fertigung bzw. Bear-beitung der schmalen Ringe sowie deren Montage werden aufgrund der Beweglich- bzw. Ver-formbarkeit des Materials mit steigendem Bohrungsdurchmesser anspruchsvoller. „Da muss jeder Produktionsschritt mit allererster Güte erfolgen, damit am Ende ein Präzisionslager aus-geliefert werden kann“, weiß Rodriguez-Geschäftsführer Gunther Schulz.
Präzision in Perfektion
Die kommt auch den Ingenieuren der OWIS GmbH in Staufen im Breisgau bei Konstruktion und Entwicklung von Drehtischen zugute. Das Unternehmen entwickelt, produziert, vertreibt und wartet optische Strahlführungs- sowie hochpräzise Positioniersysteme, die unter ande-rem in Informationstechnologie und Kommunikation, Halbleiterindustrie, Biotechnologie und Medizin, Bildverarbeitung und Druckindustrie sowie Maschinenbau Anwendung finden.
Eine eigene Entwicklung in Kombination mit der hochmodernen Fertigung macht OWIS zu einem leistungsstarken Systempartner für die Verbindung von Makro-, Mikro- und Nanowel-ten und ermöglicht kurzfristige Anpassungen der Katalogprodukte ebenso wie kundenspezifi-schen Sonderbau. Zu den sechs Geschäftsbereichen gehören auch manuelle und motorisier-te Positioniersysteme. Diese werden in der Forschung, in Laboratorien sowie im industriellen Bereich zur Automatisierung präziser und komplexer Bewegungsabläufe verwendet. Ein Bau-kasten mit unterschiedlichen Automatisierungskomponenten ermöglicht den Aufbau komplet-ter, aufeinander abgestimmter Systeme. Damit sind mehrdimensionales Positionieren, Justie-ren und Verschieben unterschiedlicher Lasten mit variabler Geschwindigkeit möglich.
In der Drehtischreihe DMT mit hohen Auflösungen und sehr kleinen Wiederholfehlern setzt OWIS den jeweiligen Baugrößen entsprechende Kaydon-Dünnringlager der REALI-SLIM®- Reihe ein. Bei Bohrungsdurchmessern von 38 bis 152 Millimetern ist Beweglich- bzw. Ver-formbarkeit des Materials in der Fertigung kein Thema, hier liegt der Fokus auf Langlebigkeit und Präzision. „Höchste Präzision ist das oberste Gebot“, betont Dirk Schuhen aus der O-WIS Geschäfts- und -Vertriebsleitung. „Das gilt für unsere Produkte, und dem müssen auch die Lager gerecht werden.“ Bei Messprobanden oder Spiegeln in optischen Systemen bei-spielsweise sind dauerhaft hochgenaue Drehbewegungen sowohl für waagerechte als auch für senkrechte Drehachsen erforderlich.
DMT-Präzisions-Drehtische gestatten unbegrenzte Drehwinkel bei Auflösungen von weniger als einer Winkelminute. Die eingesetzten Präzisions-Kugellager sind vorgespannt und die Schneckenantriebe hierfür ebenfalls spielarm konzipiert. „Wir liefern unsere Lager sehr steif mit gleichzeitig äußerst geringem Drehwiderstand“, weiß Ulrich Schroth, Geschäftsbereichs-leiter Value Added Products (VAP). Unter Erhalt der Führungsgenauigkeit lassen sich auch höhere Geschwindigkeiten realisieren, die bei manchen Drehtisch-Modellen gefragt sind.
Weitere Anforderungen an die Lagertechnik sind beste Qualität, Langlebigkeit und geringer Verschleiß. Es wurden auch schon Lager eines anderen Anbieters verbaut. „Aber das war nicht die gleiche Qualität. Mit der Kaydon-Lagertechnik haben wir beste Erfahrungen ge-macht“, so Schuhen. Werkstoff, Fertigung und Bearbeitung – die Ausführung der Lagerkom-ponenten ermöglicht eine deutlich höhere Lebensdauer und Verschleißarmut als andere Pro-dukte. Aufgrund des Herstellungsverfahrens gibt es zwar wirtschaftlichere Komponenten. „Aber da muss man entscheiden, wo man die Prioritäten setzt.“ Funktioniert ein System nicht wie vorgesehen, sieht die Rechnung schlussendlich ganz anders aus.
Die besonders kleinen Querschnitte – bei einem Lagertyp beispielsweise lediglich 4,7625 x 4,7625 Millimeter – begünstigen zudem eine möglichst kompakte, gewichtsreduzierte Bauwei-se der Drehtische. So lassen sich kleinste Anwendungsbereiche wie in einer optischen Bank abdecken, ohne die Geräte größer als unbedingt nötig auszulegen.